Nicht nur in München oder im Silicon Valley sind große Vermögen zuhause, auch Berlin hat sich wieder einen festen Platz unter den Städten der Hochvermögenden zurückerobert. Die Stadt ist ein neuer Magnet für großes neues und altes Geld, hier vier Beispiele von reichen Berlinern, von denen Sie vielleicht noch nie gehört haben:
Wer sind die reichsten Berliner und wie haben sie ihr Geld gemacht?
Dr. Markus Hannebauer & Dr. Arno Schödl
2002 gründen die beiden die Firma "Think-Cell", heute das führende Software-Unternehmen für Office-Erweiterungs-Applikationen. Beide gehören zur frühen Stunde der Internetunternehmer und bauten in über 15 Jahren ein beachtliches Vermögen auf, auch weil Sie sich früh die Macht der Skalierung zu eigen machten. Heute hat Think-Cell über 650.000 Nutzer und erzielt Gewinne von über € 20 Mio. pro Jahr, die es den Gründern ermöglichen in andere spannende Dinge, vor allem in Immobilien und Kunst zu investieren oder über ihre gemeinnützige Philanthropie zurückzugeben. Ein wahrer Berliner Hidden-Champion.
Dr. Arend Oetker
Der gebürtige Bielefelder aus der berühmten Dynastie der Oetkers, den es vor Jahrzehnten in die Hauptstadt verschlug, gehört heute zum sog. alten Geld. Er nennt sich selbst 'der kleine Oetker'. In den sechziger Jahren erbte er die Schwartauer Marmeladenwerke von seiner Mutter und baute diese zu einem zweiten Oetker-Imperium auf, völlig unabhängig vom Bielefelder Klan, heute aufgegangen in seinem Family Office, der Dr. Arend Oetker Holding. Über die Jahrzehnte hat er sich durch eine beindruckende Liste an Ehrenämtern und Auszeichnungen einen Namen in Deutschland gemacht, darunter als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, als Präsident des Stifterverbandes über die Zukunft der Bildung, sowie unter anderem als Vizepräsident des BDI. So kürte ihn das Manager Magazin 2002 zu einem der 50 Mächtigsten der deutschen Wirtschaft. Heute hält er bekannte Firmenbeteiligungen, z.B. an der KWS Saat AG oder investiert in seine Kunstsammlung gemeinsam mit seiner Frau Birgit Oetker.
Zusammen haben sie in Leipzig die Galerie für Zeitgenössische Kunst gründet. Die Kunst ist auch ein wichtiges Instrument geworden, etwas zurückzugeben. Heute ist er nicht mehr selbst primär als Geschäftsführer aktiv, sondern steuert über seine Dr. Arend Oetker Holding, die wie ein Family Office agiert, diverse Unter-Vermögensverwaltungen und Firmenbeteiligungen mit Drittgeschäftsführern, die teilweise Mitgesellschafter sind.
Jörg Gerbig
Jörg Gerbig gehört zur Generation des jungen Start-up Geldes, des sog. neuen Geldes, in der Hauptstadt. 2009 gründete er mit seinen Co-Foundern Christoph Gerber und Kai Hansen den Online-Essensanbieter Lieferando. Heute ist er COO und Geschäftsführer der Muttergesellschaft Takeaway in Holland, in der bekannte Marken wie DeliveryHero und Lieferando aufgegangen sind. Die Takeaway Holding ist inzwischen nicht nur 'Lieferkönig' in Deutschland, wie es das Manager Magazin in seiner Juli 2019 Ausgabe nannte, sondern inzwischen auch quasi Monopolist in Europa, weiter auf Wachstumskurs. Nach der Integration des britischen Mitbewerbers Just Eat bestehen nur noch zwei ernste Konkurrenzmärkte in den USA und China. Die Takeaway Aktie, aktuell mit einer Marktkapitalisierung in Richtung € 4,5 Mrd., hat Gerbig sehr vermögend gemacht. Es wird zwar geschätzt, dass er nur noch Anteile im unteren Prozentbereich hält, aber auch dies würde ihn zum Multimillionär machen.
Dieses neue Vermögen wird vor allem in andere Startup-Beteiligungen investiert. Seine ehemaligen Mitbewerber, wie Niklas Östbergs von DeliveryHero, haben es hierbei im Übrigen auch zu einem großen Vermögen durch Ihre Exits gebracht. Substanzielles Vermögen hat allerdings vor allem der Gründer der Takeaway Holding in Holland, Jitse Groen, der Chef von Jörg Gerbig. Dieser soll noch um 20% an der Takeaway halten, was ihm mit einem aktuellen Anteilswert von ca. € 900 Mio. sicherlich zu einem der vermögendsten Niederländer -und bald Milliardär- macht.