Schwierige Entscheidungen für die Vermögensinhaber / Prinzipale und Elterngenerationen stehen an
Was sind NextGens?
NextGens, oder die nächste Generation von Familienunternehmern, sind die zukünftigen Erben und Führungskräfte von Familienunternehmen und Family-Offices. Sie stehen vor der Herausforderung, das Erbe ihrer Vorfahren weiterzuführen und gleichzeitig moderne Geschäftspraktiken und Technologien zu integrieren, um den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu gewährleisten.
Charakteristika von NextGens
Studien zeigen, dass NextGens einige gemeinsame Eigenschaften und Prioritäten aufweisen. Eine Untersuchung von PwC zeigt, dass 75% der NextGens Wachstum und Talent als zentrale Prioritäten sehen, wobei 60% die Möglichkeit erkennen, führend in nachhaltigen Geschäftspraktiken zu sein. Sie sind oft gut ausgebildet, technologieaffin und legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Dies unterscheidet sie von früheren Generationen, die oft mehr auf traditionelle Geschäftspraktiken fokussiert waren (EY US) (PwC).
Als NextGen kann es auch einsam sein und nicht alle Kinder können gleichzeitig führen, Entscheidungen müssen getroffen werden
Relevanz der NextGens heute
Die Relevanz der NextGens ist in der heutigen Zeit besonders hoch, da eine massive weltweite Vererbungswelle stattfindet. Viele Familienunternehmen stehen vor einem Generationswechsel, da die Gründer und aktuellen Führungskräfte das Rentenalter erreichen oder bereits überschritten haben. Es wird geschätzt, dass in den nächsten Jahren Billionen von Dollar an die nächste Generation übergehen werden. Dies macht es essenziell, dass NextGens gut vorbereitet und in der Lage sind, diese Vermögenswerte nicht nur zu bewahren, sondern auch zu mehren (Family Enterprise Foundation) (EY US).
Beispielhafte NextGens und deren Herausforderungen
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Max Viessmann (Viessmann Group): Max Viessmann ist CEO der Viessmann Group, eines führenden Unternehmens für Klimatechnik und größten Family-Offices Deutschlands. Nach dem Teilverkauf findet die Familie und nächste Generation Ihre neue Rolle. Das Unternehmen wurde 1917 gegründet, und das Familienvermögen wird auf mehr als 12 Milliarden Euro geschätzt.
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Christoph und Andreas Coesfeld (Bertelsmann): Thomas und Carsten Coesfeld sind Mitglieder der Familie hinter dem Bertelsmann-Konzern. Bertelsmann ist eines der größten Medienunternehmen der Welt, und das Familienvermögen wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.
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Verena Bahlsen (Bahlsen GmbH & Co. KG): Verena Bahlsen ist eine der Erbinnen und Gesellschafterinnen des Keksherstellers Bahlsen, jedoch nach einem Skandal nicht im operativen Geschäft und der Außendarstellung tätig. Das Familienvermögen wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt.
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Bonita und Wolfang Grupp (Trigema): Bonita Grupp ist die Tochter von Wolfgang Grupp Senior, dem Geschäftsführer von Trigema. Trigema ist ein bedeutender deutscher Hersteller von Sport- und Freizeitkleidung, mit einem geschätzten Jahresumsatz von etwa 100 Millionen Euro.
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John Elkann (Agnelli Familie, Exor): John Elkann ist ein prominentes Mitglied der Agnelli-Familie, die durch die Holdinggesellschaft Exor unter anderem Fiat Chrysler und Ferrari kontrolliert. Das geschätzte Familienvermögen beträgt über 10 Milliarden Euro.
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Benjamin Otto (Otto Group): Benjamin Otto ist ein bedeutendes Mitglied der Otto-Familie, die die Otto Group leitet, eines der größten Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Welt. Das Familienvermögen wird auf über 16 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Die Firma muss zukunftsfest gemacht werden, neue Technologien implementiert und neue Märkte erschlossen werden.
Alternative zum NextGen-Dasein: Verkauf und Family-Office
Eine Alternative für Familien, die den direkten Betrieb ihres Familienunternehmens nicht fortführen möchten, ist der Verkauf des Unternehmens an z.B. Private-Equity-Firmen oder andere Investoren sowie Family-Offices. Dieser Verkauf führt zu einem sogenannten "Cash-Event", bei dem die Familie einen erheblichen Geldsegen erhält. Der Erlös aus einem solchen Verkauf wird häufig in einem Single Family-Office gebündelt. Ein Family-Office verwaltet das Vermögen der Familie und übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben, die ursprünglich vom Unternehmen wahrgenommen wurden, allerdings nun auf der Familienseite.
Aber auch das historische Erbe gilt es zu schützen, zu pflegen und dem großen Namen im Ort und international gerecht zu werden.
Family-Office als Ersatz für das ursprüngliche Geschäft
Ein Family-Office verfolgt oft unternehmerische Züge, indem es in verschiedene Anlageklassen investiert, darunter Immobilien, Aktien, Kunst und direkte Beteiligungen an Unternehmen. Anders als bei Private Equity, wo Investitionen meist mit einer Exit-Strategie verbunden sind, verfolgen Family-Offices häufig eine langfristige sogenannten „Family-Equity“-Strategie. Hierbei gibt es keine festen Ausstiegspläne, und die Investitionen werden gehalten, um langfristige Werte zu schaffen und zu erhalten.
Rollenverteilung im Family-Office
Innerhalb eines Family-Offices können Familienmitglieder spezifische Rollen übernehmen, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Zum Beispiel könnte ein Kind sich um Impact Investments und Philanthropie kümmern, während ein anderes sich auf traditionelle Investments konzentriert. Ein weiteres Familienmitglied könnte das Immobilienportfolio verwalten oder die Kunstsammlung der Familie betreuen.
Diese Rollenverteilung ermöglicht es den NextGens, sich in ihren individuellen Bereichen zu beweisen und gleichzeitig das familiäre Vermögen zu schützen und zu mehren. Manche Familienmitglieder entscheiden sich aber auch für einen komplett eigenen, familienfremden Weg. Ein strukturiertes Family-Office mit klaren Verantwortlichkeiten und einem gut definierten Governance-Rahmen kann den Übergang erleichtern und sicherstellen, dass die Werte und das Erbe der Familie gewahrt bleiben.
Beispiele für erfolgreiche Cash-Events und die Gründung von Family-Offices
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Peter Möhrle Holding: Nach dem Verkauf der Baumarktkette Max Bahr an Praktiker gründete die Familie Möhrle die Peter Möhrle Holding. Diese Holding investiert in Immobilien, Beteiligungen und erneuerbare Energien und verwaltet das Familienvermögen.
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Wirtgen: Der Baumaschinenhersteller Wirtgen wurde für 4,6 Milliarden Euro an John Deere verkauft. Nach dem Verkauf gründete die Familie das Family-Office Wirtgen Invest, das in verschiedene Anlageklassen einschließlich Immobilien, Private Equity und erneuerbare Energien investiert.
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AWD: Carsten Maschmeyer verkaufte seinen Finanzdienstleister AWD an Swiss Life und gründete danach die Maschmeyer Group. Sein Sohn Marcel Maschmeyer ist ebenfalls im Family-Office aktiv und leitet Paladin Asset Management, das sich auf verschiedene Investments konzentriert, darunter Venture-Capital und vor allem Aktieninvestitionen.
Der Verkauf des Unternehmens und das darauf folgende Cash-Event sind wahrscheinlich gleichzeitig der schönste und schwierigste Tag im Leben eines Unternehmers. Auf jeden Fall ist er einer der Sternstunden und Zeitenwenden im Unternehmerleben und auch für die Familie. Eine neue Rolle muss gefunden werden bei maximaler neuer Freiheit.
Fazit
NextGens stehen vor der Herausforderung, das Erbe ihrer Familien erfolgreich weiterzuführen. Alternativ können Familienunternehmen verkauft und die Erlöse in einem Family-Office verwaltet werden, welches unternehmerische Züge aufweist und langfristige Investitionen verfolgt. Beide Wege erfordern sorgfältige Planung und Vorbereitung, um den langfristigen Erfolg und die Bewahrung des Familienvermögens zu gewährleisten.