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Die reichsten Österreicher und Ihre Family-Offices

Ein exklusiver Einblick in Macht, Vermögen und Gesellschaft

 

Erstmals zählt Österreich im Jahr 2024 über 50 Milliardäre – ein Rekord, der die wachsende Bedeutung heimischer Unternehmerdynastien und Selfmade-Tycoons unterstreicht. Die zehn reichsten Persönlichkeiten und Familien des Landes vereinen dabei ein geschätztes Gesamtvermögen von rund 210 Milliarden Euro – so viel wie das Bruttoinlandsprodukt mancher europäischen Länder.

 

Dieser Artikel porträtiert die Top-10 der österreichischen Vermögenselite – von traditionsreichen Industrieclans über visionäre Gründer bis hin zu diskreten Vermögensverwaltern im Hintergrund. Neben dem geschätzten Vermögen (Stand 2024/2025) beleuchten wir die Ursprünge ihres Reichtums, familiäre Strukturen, zentrale Beteiligungsgesellschaften oder Family-Offices sowie sonstige Aktivitäten: darunter Kunstsinn, Stiftungen, Immobilien, Startup-Investments oder außergewöhnliche Hobbys.

 

 

Alle Informationen basieren ausschließlich auf überprüfbaren Quellen – mit besonderem Augenmerk auf Transparenz und Struktur.

Österreich ist nicht nur reich an atemberaubender Natur und Kultur, wie hier in Hallstatt, sondern auch Heimat und Ursprung vieler Milliardäre und Ihren Familien.

1. Familien Porsche-Piëch

Hauptvertreter: Dr. Wolfgang Porsche (Aufsichtsratschef der Porsche SE) gilt als einer der Familienoberhäupter; zur Dynastie gehören u.a. sein Bruder Hans-Peter Porsche sowie die Nachkommen des 2019 verstorbenen langjährigen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch (etwa dessen Witwe Ursula Piëch) . Die Familien Porsche und Piëch sind eng verwoben – beide stammen vom legendären Ferdinand Porsche ab, dem Konstrukteur des VW-Käfers.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 36,5 Mrd. Euro . Damit rangiert der Porsche-Piëch-Clan auf Platz 1 in Österreich. Laut trend-Magazin hält die Familie über Stiftungen die Mehrheit an der Porsche Automobil Holding SE, was einem beherrschenden Anteil von 53,3 % der Stammaktien der Volkswagen AG entspricht . Die Porsche-Piëch-Dynastie profitiert somit direkt von den Gewinnen des VW-Konzerns – allein die Porsche AG erzielte 2021 über 5 Mrd. Euro Gewinn .

 

Vermögenshintergrund: Die Familie verdankt ihren Reichtum dem von Ferdinand Porsche begründeten Automobil-Imperium. Über die Porsche SE und weitere Beteiligungsgesellschaften haben die Familienzweige Porsche und Piëch „das Sagen bei Volkswagen“ und zudem eine Sperrminorität beim Sportwagenhersteller Porsche AG. Historisch besitzt die Familie seit 1942 auch den Gutshof “Schüttgut” in Zell am See, der als Familiensitz dient. Neben der Autoindustrie investieren die Porsche-Piëchs ihr Vermögen diversifiziert, etwa in Immobilien und Finanzanlagen.

 

Family-Office / Holdings: Die Kontrolle über das Firmenkonglomerat erfolgt zum Großteil indirekt über Stiftungen, vor allem Österreichische Privatstiftungen. In Österreich existiert beispielsweise die “Familie Porsche AG Beteiligungsgesellschaft” (Salzburg), an der Wolfgang Porsche 25 % hält. Über solche Holdingstrukturen bündelt der Clan seine Anteile. (Die Porsche SE selbst ist eine börsennotierte Holding der Familien in Deutschland.)

 

 

Weitere Aktivitäten: Die Familienmitglieder sind für ihre Automobil-Leidenschaft bekannt – Hans-Peter Porsche hat etwa ein eigenes Museum für historische Fahrzeuge. Die Familie fördert zudem soziale Projekte durch die Ferry-Porsche-Stiftung (in Deutschland). In Österreich sind namhafte Immobilien Teil des Familienvermögens, darunter exklusive Liegenschaften in Salzburg. Historisch ist anzumerken, dass Ferdinand Porsche während des NS-Regimes aufstieg und die Firma auch von Kriegsaufträgen profitierte – die Nachfahren haben diese Vergangenheit später historisch aufarbeiten lassen.

Porsche, als die mit profitabelster und berühmteste Marke im Markenverbund, beschert seit Jahrzehnten lukrative Profite für die Familie.

2. Mark Mateschitz

Hauptperson: Mark Mateschitz (vollständiger Name: Mark Gerhardter Mateschitz) – geboren 1993, einziger Sohn des 2022 verstorbenen Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz .

 

Relevante Familie: Vater Dietrich Mateschitz (†2022) hinterließ Mark sein gesamtes Vermögen; Marks Mutter Anita Gerharter lebte getrennt von Dietrich und ist nicht operativ im Firmenimperium tätig. Mark Mateschitz ist in einer Beziehung mit Victoria Swarovski (Erbin der Swarovski-Familie) – was zwei der reichsten Familien Österreichs privat verbindet.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 35,8 Mrd. Euro. Damit ist Mark Mateschitz die reichste Einzelperson des Landes. Sein Vermögen stammt nahezu ausschließlich aus dem Energy-Drink-Konzern Red Bull, den sein Vater mitbegründete. Mark erbte 49 % der Red Bull-Anteile – gehalten über die Distribution & Marketing GmbH (D&M), die Dietrich Mateschitz’ Beteiligung am Red-Bull-Imperium bündelte. Diese 49 %-Beteiligung an Red Bull ist der Kern seines Vermögens.

 

Vermögenshintergrund: Dietrich Mateschitz baute Red Bull ab den 1980er Jahren groß auf; nach dessen Tod übernahm Mark dessen Firmenanteile. Red Bull GmbH erwirtschaftet jährlich Milliardenumsätze mit dem berühmten Energy-Drink (eine thailändische Familie hält die restlichen 51 %). Neben Red Bull selbst gehören zum Imperium zahlreiche Sportvereine (z. B. FC Red Bull Salzburg), ein Formel-1-Team, Medien (TV-Sender ServusTV, Red Bull Media House) und Luxusimmobilien (etwa die Insel Laucala Island in Fidschi als Resort). Mark Mateschitz hat sich operativ zurückgezogen und lässt das Tagesgeschäft von einem Management führen. Dennoch expandiert sein Einfluss: Kürzlich stieg er gemeinsam mit KTM-Chef Stefan Pierer in Industriebeteiligungen ein, um sein Portfolio über Getränke hinaus zu diversifizieren.

 

Family-Office / Holdings: Mark Mateschitz hält seine Vermögenswerte in mehreren Gesellschaften. Die zentrale Holding ist die erwähnte Distribution & Marketing GmbH, über die die 49 %-Red-Bull-Beteiligung läuft. Daneben existiert die Mark Mateschitz Beteiligungs GmbH (Salzburg) , deren Geschäftsführer er ist. Über dieses Vehikel werden weitere Investments verwaltet. Mark Mateschitz z.B. auch persönlich an Immobilien- und Forstgesellschaften beteiligt (Beispiele: Forst Authal GmbH & Co KG) sowie an Startup-Fonds (z.B. Speedinvest) .

 

 

Weitere Aktivitäten: Mark engagiert sich wie sein Vater im Sport- und Eventbereich. Er sitzt im Vorstand der Wings for Life Stiftung, die sein Vater mitgründete und die Rückenmarksforschung fördert . Privat meidet Mark das Rampenlicht; in Society-Magazinen taucht er hauptsächlich durch die Beziehung mit Victoria Swarovski auf . Zu seinen Interessen gehören Motorsport und Flugzeuge – das von Red Bull betriebene Flugshow- und Gastronomiezentrum “Hangar-7” in Salzburg (mit historischer Flugzeugsammlung) zählt ebenfalls zum Erbe.

Kürzlich fiel er öffentlich auf, da er eine der größten jemals gehandelten Autosammlungen des Motorsportunternehmers Bernie Ecclestone für ca. € 650 Mio. kaufte.

Die Marke Red Bull verleiht auch wirtschaftlich dem Vermögen seit Jahrzehnten Flügel.

3. Georg Stumpf

Hauptperson: Mag. Georg Stumpf (geb. 1972 in Wien) – Immobilienentwickler und Investor. Oft wird zur Unterscheidung Vater und Sohn der Zusatz „junior“ verwendet, da sein Vater (†2004) ebenfalls Georg Stumpf hieß.

 

Relevante Familie: Vater Georg Stumpf sen. war ein erfolgreicher Bauunternehmer (baute u.a. die Wiener Stadthalle). Georg Stumpf jun. selbst hält sein Privatleben zurück – über Ehepartner oder Kinder ist öffentlich wenig bekannt. Er entstammt jedoch einer gut vernetzten Wiener Unternehmerfamilie und sein Vater war ein enger Freund von Altbundeskanzler Franz Vranitzky.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 8,6 Mrd. Euro. Dieses Vermögen macht Stumpf zum drittreichsten Österreicher. Seine Milliarden stammen aus Immobilienprojekten und cleveren Industrieinvestitionen. Bereits mit 22 Jahren gründete er die Stumpf Gruppe (Stumpf Group) und baute 1999 den Wiener Millennium-Tower (damals das höchste Gebäude Österreichs). Den Tower verkaufte er 2003 gewinnbringend um 360 Mio. Euro. In den folgenden Jahren diversifizierte Stumpf: Er beteiligte sich an Industrieunternehmen – sein größter Coup ist die Beteiligung am Hightech-Anlagenbauer Exyte (ehemals M+W Group), einem Spezialisten für Halbleiterfabriken. Dieses Investment trieb sein Vermögen stark nach oben.

 

Vermögenshintergrund: Nach dem Erfolg mit Bürotürmen und Shoppingcentern (u.a. Millennium City Wien) investierte Stumpf global. Seine Stumpf-Gruppe umfasst heute Immobilien (Büro, Hotels, Luxus-Wohnimmobilien) sowie Beteiligungen im Industrie- und Finanzsektor. Laut Forbes startete er sein erstes Großprojekt mit einem 1 Mio. Schilling-Darlehen vom Vater. Viele Investitionen tätigt Stumpf über Tochterfirmen in Österreich und der Schweiz. Beispielsweise gehört ihm die Stumpf GmbH zu 100 %. Sein Gespür für lukrative Deals (etwa frühzeitig in Tech-Firmen zu investieren) hat ihn mit Mitte 50 zum mehrfachen Milliardär gemacht.

 

Family-Office / Holdings: Das Stumpf-Vermögen wird über eine Privatstiftung und Beteiligungsgesellschaften verwaltet. Insbesondere fungiert die Millennium-Privatstiftung in Wien als Familienstiftung zur Vermögensverwaltung. Diese hält z.B. 100 % der Stumpf GmbH und weiterer Firmen. Georg Stumpf ist Begünstigter dieser Stiftung. Zudem besteht eine Stumpf Management GmbH & Co KG in Wien, über die operative Geschäfte geführt werden. Diese Strukturen (sichtbar im Firmenbuch) gewährleisten Kontrolle und Nachfolgeplanung. Die Stumpf AG tritt nach außen hin auf.

 

 

Weitere Aktivitäten: Stumpf führt ein diskretes Luxusleben. Ihm gehört eine der teuersten Villen Wiens (Kaufpreis ~15 Mio. €) mit eigenem Kinosaal. Bekannt ist auch seine Liebe zur Luftfahrt: Er besitzt einen umgebauten Airbus A319 (VIP-Jet mit 22 Sitzen statt 144) sowie einen Bombardier Global Express Business-Jet . Als Hobbys gelten Polo-Sport und Oldtimer-Sammlungen, die er im kleinen Kreis ausübt. Öffentlich tritt Stumpf kaum in Erscheinung; er meidet Medien und engagiert sich im Hintergrund karitativ. Beispielsweise finanzierte er über Stiftungen einzelne Bildungsprojekte, jedoch ohne großes Aufsehen.

Der Millenium Tower in Wien war Georg Stumps Meisterstück und Grundlage seines Vermögens.

4. Familie Sohmen (Helmut Sohmen)

Hauptvertreter: Dr. Helmut Sohmen (geb. 1939 in Linz) – österreichischer Reeder und Unternehmer, lebt seit den 1970er-Jahren in Hongkong .

 

Relevante Familienmitglieder: Ehefrau Anna Pui Hing Sohmen (geb. Pao) – sie ist die älteste Tochter des legendären chinesischen Reeders Yue-Kong “Y.K.” Pao . Durch die Heirat mit Anna Pao kam Helmut Sohmen in die Besitznachfolge von Paos Unternehmen. Das Ehepaar hat zwei Söhne und eine Tochter, darunter Andreas Sohmen-Pao, der 2014 die operative Leitung der Familienreederei übernahm . Andreas führt heute als Chairman die BW Group in Singapur, während Helmut Sohmen im Hintergrund bleibt.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 6,5 Mrd. Euro. Damit gehören die Sohmens zu den reichsten „Auslandsösterreichern“. Noch 2020 wurde Helmut Sohmens Vermögen auf weniger als die Hälfte geschätzt; dank Boom der Schifffahrt hat es sich bis 2024 rapide erhöht.

 

Vermögenshintergrund: Das Vermögen stammt im Kern aus der Weltschifffahrts-Holding BW Group (ehemals Bergesen/World-Wide Shipping), einem der größten Tanker- und Gasflotten-Betreiber der Welt. Helmut Sohmen arbeitete zunächst als Anwalt, ehe er in Hongkong in die Reederei seines Schwiegervaters einstieg. In den 1980ern übergab ihm Y.K. Pao die Führung des Familienunternehmens, das Sohmen erfolgreich ausbaute. BW Group (benannt nach Tochter “Bergesen Worldwide”) besitzt Hunderte Schiffe – Öl- und Gastanker, Frachter und Offshore-Plattformen. Helmut Sohmen war 28 Jahre lang Chairman der BW Group, bevor er 2014 den Vorsitz an Sohn Andreas abgab. Die Familie wohnt in Hongkong und Singapur; Helmut Sohmen selbst war auch politisch aktiv (1990er-Jahre Mitglied im Legislativrat von Hongkong) .

 

Family-Office / Holdings: Einen klassischen österreichischen Family-Office-Arm gibt es bei den Sohmens kaum, da der Lebensmittelpunkt in Asien liegt. Die BW Group fungiert de facto selbst als Familienholding (registriert in Bermuda). In Kärnten besitzt die Familie allerdings Anwesen am Wörthersee; dort ist eine Flick Privatstiftung (benannt nach Sohmens Vorgänger im Ranking, siehe unten) ansässig, die ein Waldgrundstück verwaltet – dies steht aber in Zusammenhang mit der Flick-Familie. Helmut Sohmen hat stattdessen in Hongkong/Stamford eigene Trusts. Die Sohmen Family Foundation (Liechtenstein, gegr. 2006) wurde laut Registern zwischenzeitlich liquidiert . Es ist bekannt, dass die Sohmen-Pao-Familie Vermögen auch in Stiftungen für Bildung und Kultur eingebracht hat (z.B. Förderung der YK Pao School in Shanghai, benannt nach Anna Sohmens Vater).

 

 

Weitere Aktivitäten: Helmut und Anna Sohmen engagieren sich philanthropisch. Anna Pao-Sohmen war in Hongkong Vorsitzende des Kunstmuseums-Vereins und ist bekannt für Spenden an Kunst und Bildung . Die Familie unterstützt internationale Bildungsinitiativen; Helmut Sohmen stiftete z.B. seiner Alma Mater (University of British Columbia) einen Lehrstuhl für Transportrecht. Privat verfolgt Helmut Sohmen ein zurückgezogenes Leben. Sein Lebensmotto lautet ironischerweise: „Wer wirklich glücklich sein will, hat am besten nichts.“ – obwohl er selbst ein Milliardenvermögen besitzt. Bekannt ist noch seine Leidenschaft für klassische Musik: Sohmen sponserte über Jahre das Hong Kong Philharmonic Orchestra. Insgesamt agiert die Familie lieber diskret im Hintergrund, während Sohn Andreas in der Schifffahrtsbranche öffentlich auftritt.

Das Geschäft der Familie Sohmen basiert auf einer starken Marktstellung für Gas-Tanker und weiteren Flottenschiffen auf den Weltmeeren.

5. Johann Graf

Hauptperson: Johann F. Graf (geb. 1946 in Wien) – Unternehmer und Gründer der Novomatic-Gruppe. Graf führt kein öffentliches Adelsprädikat, obwohl sein Nachname „Graf“ lautet – er stammt aus einfachen Verhältnissen (aufgewachsen bei der Großmutter) .

 

Relevante Familie: Johann Graf ist verheiratet, hält seine Familie aber weitgehend aus den Medien. Bekannt ist ein Sohn, Thomas Graf, der im Novomatic-Konzern leitende Funktionen innehatte. Die Familie lebt eher zurückgezogen in Niederösterreich.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 6,0 Mrd. Euro. Graf belegt damit Rang 5. Sein Reichtum beruht auf dem von ihm aufgebauten Glücksspiel-Konzern Novomatic (Casinos & Spielautomaten).

 

Vermögenshintergrund: Johann Graf gründete 1980 die Novomatic Automatenhandels GmbH und begann mit dem Import von belgischen Flipperautomaten. Daraus entwickelte sich die heutige NOVOMATIC AG, einer der weltweit größten Hersteller von Glückspieltechnik (Slotmachines, Video Poker, elektronische Casinotische) und Betreiber von Spielbanken in über 50 Ländern. Graf expandierte rasch ins Ausland (erste Casinos in der Schweiz in den 1980ern) und profitierte von der Liberalisierung des Glückspielmarktes in Osteuropa nach 1990. Novomatic ist heute ein globaler Konzern mit über 20.000 Mitarbeitern. Der Firmensitz ist in Gumpoldskirchen (NÖ). Graf hält Novomatic mehrheitlich indirekt – 2018 gliederte er Teile in die Novo Invest GmbH aus. Als Selbstmade-Milliardär hat Graf auch in andere Bereiche investiert, z.B. eine Beteiligung am Telekomunternehmen Yesss! und an Immobilien in Wien. Sein Firmenkonglomerat ist sehr verzweigt; er ist auch Alleininhaber der Modern Building GmbH für ökologisches Bauen.

 

Family-Office / Holdings: Johann Graf hat sein Vermögen in eine Privatstiftung eingebracht, um Nachfolge und Steuerplanung zu optimieren. Es handelt sich um die JFG Privatstiftung, deren Begünstigter er ist. Diese Privatstiftung ist zu 100 % an der Novo Invest GmbH beteiligt, welche wiederum die Novomatic-Gruppe kontrolliert. Laut einem US-Glücksspielregulierungsdokument ist Graf der „controlling person and beneficiary“ der JFG-Stiftung und somit mittelbar Eigentümer der Novomatic AG. Im Register spiegelt sich das u.a. darin wider, dass die Novo Invest GmbH vollständig der JFG Privatstiftung gehört. Diese Holdingstruktur sichert Grafs Einfluss. – Neben Novomatic hat Graf auch eine Johann Graf Privatstiftung für karitative Zwecke eingerichtet, die jedoch weniger im Fokus steht.

 

 

Weitere Aktivitäten: Johann Graf ist als Jagd-Liebhaber bekannt. Er besitzt ausgedehnte Jagdgebiete und veranstaltet Gesellschaftsjagden auf seinem Gut in Krottendorf. Trotz seines Reichtums tritt Graf öffentlich kaum in Erscheinung – er gibt praktisch keine Interviews. Bekannt wurde sein Name in der „Casinos-Affäre“ um mutmaßliche Käuflichkeit politischer Entscheidungen: Novomatic geriet 2019 in den Verdacht, via Spenden an Parteien Einfluss auf Glücksspiel-Lizenzen genommen zu haben . Es gab Hausdurchsuchungen, Graf zog sich daraufhin aus dem Aufsichtsrat der Casinos Austria zurück. – Auf der positiven Seite engagiert sich Novomatic kulturell: Das Unternehmen sponsert regelmäßig Kunst- und Sportveranstaltungen in Österreich. Johann Graf selbst spendete Millionen für den Wiener Stephansdom und andere Denkmäler. Seine Hobbys neben der Jagd umfassen Oldtimer und klassische Musik (er soll ein Stammgast der Wiener Staatsoper sein). Insgesamt wahrt Graf aber konsequent seine Privatsphäre.

Ein stets lukratives und ziemlich Konjunktur-unabhängiges Geschäft - Glücksspiel machte die Familie Graf sehr vermögend.

6. Wlaschek-Erben (Familie Wlaschek)

Hauptvertreter: Hierzu zählen insbesondere die Witwe und Kinder des 2015 verstorbenen Karl Wlaschek (BILLA-Gründer). Genannt werden üblicherweise Friederike Wlaschek (geb. Schenk, Karl Wlascheks fünfte Ehefrau) sowie die Kinder Marie-Luise Wlaschek und Karl Philipp Wlaschek . (Weitere mögliche Erben aus früheren Beziehungen sind öffentlich kaum präsent, da Karl Wlaschek einen Teil seines Vermögens in Stiftungen einbrachte.)

 

Relevante Familie: Karl Wlaschek selbst (†2015) war der Patriarch. Friederike Wlaschek (verheiratet 2012) ist die Universalerbin als Witwe. Karl Philipp Wlaschek ist ein Sohn aus früherer Beziehung, Marie-Luise Wlaschek eine Tochter – beide erhielten ebenfalls große Teile des Erbes. Die Familie ist in die Verwaltung des Immobilienvermögens involviert.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 4,8 Mrd. Euro. Damit rangieren die Wlaschek-Erben auf Platz 6. Dieses Vermögen geht vollständig auf Karl Wlascheks unternehmerische Lebensleistung zurück.

 

Vermögenshintergrund: Karl Wlaschek (1917–2015) startete in den 1950ern mit einem Parfümerie-Discount namens “Warenhandelshaus Wlaschek” . 1961 eröffnete er den ersten Selbstbedienungs-Supermarkt BILLA (steht für „billiger Laden“). BILLA wuchs zu einer großen Lebensmittelkette mit Filialen im In- und Ausland. 1996 verkaufte Wlaschek überraschend das Unternehmen für rund 1,1 Mrd. Euro an die Rewe Group. Mit diesem Kapital stieg er ins Immobiliengeschäft ein: In den folgenden Jahren kaufte er zahlreiche Top-Immobilien in Wien. Zu seinem Besitz zählten acht berühmte Wiener Palais, darunter das Palais Kinsky, Palais Ferstel und Palais Esterházy. Karl Wlaschek wurde damit nebenbei zu einem der größten Immobilieninvestoren Wiens. Sein Portfolio umfasste auch Einkaufszentren und Zinshäuser. Das Vermögen besteht heute im Kern aus diesen Immobilienwerten, die über Stiftungen gehalten werden.

 

Family-Office / Holdings: Karl Wlaschek bereitete seinen Nachlass durch Gründung einer Privatstiftung vor. Die Karl Wlaschek Privatstiftung verwaltet den Großteil des Vermögens. Unter ihrem Dach befindet sich etwa die KWPS Immobilien GmbH, welche wiederum drei große Immobilientochtergesellschaften hält (Novoreal, Amisola und Estrella) . Die Stiftung erzielte z.B. 2015 einen Gewinn von 25 Mio. € . Laut Register ist die Karl Wlaschek Privatstiftung 100 % Gesellschafterin der KWPS Immobilien GmbH, welche die Immobiliengeschäfte bündelt. Friederike Wlaschek und die Kinder sind mutmaßlich die Begünstigten der Stiftung (die genauen Begünstigten wurden nicht veröffentlicht). Zusätzlich hat Sohn Karl Philipp Wlaschek eine eigene Privatstiftung gegründet, mit Unterstützung aus dem Familienvermögen. Diese hält über eine Holding mehrere Immobilien in Wien, Berlin und Bulgarien – allein ein Zinshauspaket in Wien daraus ist ~140 Mio. € wert. Insgesamt ist die Vermögensverwaltung also stiftungsbasiert, mit dem Fokus auf den lukrativen Immobilienbestand.

 

 

Weitere Aktivitäten: Die Wlaschek-Erben treten kaum öffentlich auf. Karl Wlaschek selbst war zu Lebzeiten ein Kunstfreund und leidenschaftlicher Klavierspieler (in den 1950ern war er als Tanzmusiker „Charlie Walker“ bekannt). Er sammelte Gemälde Alter Meister, von denen einige nach seinem Tod versteigert wurden. Die Familie engagiert sich durch die Stiftung in Wissenschaft und Kultur – so wurde 2016 die Karl Wlaschek Stiftung an der Universität Graz mit 4 Mio. € dotiert, um Forschungsprojekte zu fördern. Friederike Wlaschek ist gelegentlich bei Society-Events in Wien zu sehen, hält sich aber bedeckt. Karl Philipp Wlaschek konzentriert sich auf seine Immobilienfirmen und pflegt Hobbys wie Segeln. Die Wlaschek-Immobilien (v.a. die prachtvollen Innenstadt-Palais) werden teils für Kunstauktionen, Bälle und Events genutzt, was der Familie auch gesellschaftlichen Einfluss sichert.

Die Marke Billa gehört in Österreich zu den bekanntesten Einzelhandelsmarken und ist ein fester täglicher Bestandteil des Lebens viele Österreicher.

7. Reinold Geiger

Hauptperson: Reinold Geiger (geb. 1947 in Dornbirn, Vorarlberg) – Selfmade-Milliardär in der Kosmetikbranche. Geiger ist studierter Maschinenbauingenieur und MBA-Absolvent der Elite-Business-School INSEAD .

 

Relevante Familie: Reinold Geiger war mit Dominique Geiger (geb. Maze-Sencier) verheiratet, bis diese 2017 verstarb. Aus der Ehe hat er drei Söhne (Maximilien, Nicolas und Adrien). Die Söhne sind mittlerweile erwachsen; einer ist im Unternehmen tätig. Reinold Geiger selbst pendelt zwischen der Schweiz und Hongkong (wo sein Unternehmen börsennotiert ist).

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 4,1 Mrd. Euro. Laut trend steig um rund 1 Mrd. Euro gegenüber 2023 . Forbes listete Geiger Anfang 2024 mit etwas geringerem Vermögen (ca. $2,4 Mrd.) , doch offenbar hat der Aktienkurs seines Unternehmens zuletzt zugelegt.

 

Vermögenshintergrund: Geiger verdiente sein Vermögen als Kosmetik-Unternehmer. Nach einer frühen Karriere im Verpackungsgewerbe stieg er 1994 beim damals kleinen Naturkosmetik-Hersteller L’Occitane en Provence ein und übernahm die Führung. Er baute L’Occitane zu einer globalen Marke für Beauty- und Pflegeprodukte aus (Seifen, Cremes, Parfums aus Provence-Zutaten). 2010 brachte er die L’Occitane International an die Börse in Hongkong. Geiger hielt zuletzt rund 72 % der Aktien von L’Occitane und ist damit klarer Mehrheitseigentümer. 2024 kündigte der mittlerweile 77-jährige Geiger an, die restlichen Aktien zurückzukaufen und die Firma wieder von der Börse zu nehmen, um sich auf nachhaltiges Wachstum zu konzentrieren. Neben L’Occitane gehören zur Gruppe auch Marken wie Melvita und Elemis. Reinold Geiger ist ein klassischer Selfmademan: als Sohn eines Tischlers begann er mit kleinen Firmen (u.a. Touristik in London) und fand dann seine Erfolgschance in Frankreich. Seine Strategie, auf hochwertige Naturkosmetik mit provenzalischem Flair zu setzen, machte ihn zum Milliardär. Heute ist die L’OCCITANE-Gruppe in über 90 Ländern aktiv und erzielte 2022 rund 1,8 Mrd. € Umsatz.

 

Family-Office / Holdings: Einen separaten Familienholding in Österreich gibt es bei Geiger nicht; sein Vermögen steckt hauptsächlich in der börsennotierten L’Occitane International S.A. (registriert in Luxemburg, Listing Hongkong). Reinold Geiger kontrolliert diese Gesellschaft als Hauptaktionär und Executive Chairman . Er hat zwar Wohnsitz in der Schweiz, aber keine öffentlich bekannte Privatstiftung in Österreich. Möglicherweise bestehen Trusts für die Nachfolge (seine Kinder), doch Details sind privat. In Vorarlberg selbst existieren einige kleinere Firmen auf den Namen Geiger (z.B. Geiger Beteiligungs-GmbH, Nenzing ), die aber nicht zwingend ihm zugeordnet sind. Faktisch fungiert die L’Occitane Holding als sein Family-Office, da er daraus auch andere Investments finanziert.

 

 

Weitere Aktivitäten: Reinold Geiger hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und widmet sich vermehrt philantropischen Projekten. Die L’Occitane Foundation engagiert sich für Augenlicht-Heilung in Entwicklungsländern und für Frauenförderung – Initiativen, die Geiger unterstützt. Persönlich ist er ein Kunstliebhaber und hat eine Sammlung zeitgenössischer Kunst, die er gelegentlich Museen leiht. In seiner Heimat Vorarlberg fördert Geiger junge Unternehmer (er beteiligte sich etwa an einem Startup-Fonds in der Bodenseeregion). Zudem hat er in seiner Heimatgemeinde Dornbirn soziale Projekte unterstützt, bleibt aber meist im Hintergrund. Öffentlich bekannt wurde 2023 sein Versuch, L’Occitane aus dem Aktienhandel zu nehmen – dies wertete man als Schritt, sein Lebenswerk für die Familie abzusichern und unabhängiger von Quartalszahlen zu machen. Reinold Geiger gilt trotz seines Reichtums als bodenständig; er soll weiterhin gerne in Jeans und ohne Krawatte im Unternehmen erscheinen, wenn er in Manosque (Firmensitz) ist, und pflegt privates Bergsteigen in den Alpen als Hobby.

Eine faszinierende Selft-made Story des Gründers Reinhold Geiger. Heute ist die Marke L’Occitane weltweit an Flughäfen, im Einzelhandel und in eigenen Shops vertreten.

8. Familie Lehner (ALPLA)

Hauptvertreter: Die Familie Lehner aus Vorarlberg, bekannt durch den Kunststoff-Verpackungsriesen ALPLA. Aktuell wichtigster Vertreter ist Philipp Lehner, seit 2021 CEO der ALPLA Group. Philipp Lehner (*1984) ist ein Enkel von Firmengründer Alwin Lehner. Weitere prägende Familienmitglieder sind die Gründerbrüder Alwin Lehner (1932–2018) und Helmut Lehner, sowie Alwins Sohn Günther Lehner (Philipps Vater, Vorgänger als CEO). Insgesamt sind drei Familienzweige (Stämme der Gründer) im Unternehmen involviert.

 

Relevante Familie: Alwin und Helmut Lehner gründeten 1955 gemeinsam ALPLA. Heute halten deren Nachkommen das Unternehmen. Philipp Lehner repräsentiert die dritte Generation (er übernahm die Geschäftsführung 2021 von Vater Günther). Auch Cousins und Geschwister von Philipp sind teils im Aufsichtsrat aktiv. Bekannt ist z.B. Angelika Ertl (geb. Lehner), eine Tochter Helmut Lehners, die im Beirat sitzt. Die Familie ist groß, aber geschlossen – keine Anteile liegen außerhalb der Familie.

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 3,9 Mrd. Euro. Damit belegt die Familie Lehner Platz 8. Dieses Vermögen entspricht dem geschätzten Wert des Familienanteils an ALPLA und Nebenassets. Der Umsatz von ALPLA betrug zuletzt ca. 4,7–5 Mrd. € pro Jahr, was den Multimilliardenwert plausibel macht.

 

Vermögenshintergrund: Die Lehners wurden durch Kunststoffverpackungen reich. 1955 gründeten Alwin und Helmuth in Hard (Vorarlberg) die Firma Alpenplastik Lehner Alwin OHG – kurz ALPLA. Anfangs stellten sie einfache Spritzgussteile her. Mit Aufkommen der Kunststoffflaschen konzentrierte sich ALPLA auf Verpackungssysteme, Flaschen, Verschlüsse für Lebensmittel, Getränke, Kosmetik etc. . Dank Innovationskraft (u.a. frühe Recycling-Technologien) wuchs ALPLA international. Heute hat der Konzern 190 Produktionsstandorte in über 40 Ländern und ist einer der Weltmarktführer für Plastikverpackungen. Zu den Großkunden zählen Coca-Cola, Unilever, Nestlé u.v.m . Die Familie lehnt Börsengänge ab – ALPLA ist bis heute 100 % in Familienhand. Gewinne wurden stets reinvestiert, was das Firmenvermögen über Jahrzehnte vermehrte. Die Lehners haben ihr Vermögen also überwiegend im Unternehmen gebunden. Neben ALPLA besitzt die Familie aber auch Immobilien (z.B. Werksgelände in Vorarlberg, Mitarbeiterwohnungen) und Finanzbeteiligungen.

 

Family-Office / Holdings: Als Familienholding dient de facto die ALPLA Group selbst. Formal besteht die Alpla Holding GmbH (Hard), die sämtliche Anteile der operativen ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG hält . Laut Register ist Philipp Lehner Geschäftsführer der Alpla Holding GmbH sowie der ALPLA Werke Beteiligungsgesellschaft. Das Family-Office der Lehners ist somit im Unternehmen integriert: Es gibt eine interne Abteilung, die Überschüsse verwaltet und ggf. in andere Projekte (z.B. Recycling-Startups) investiert. Auch eine Familiengesellschafter-Versammlung fungiert quasi als Family-Office, indem alle großen Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.

 

 

Weitere Aktivitäten: Die Lehner-Familie bemüht sich, ihr Image als “Plastik-Kaiser” positiv zu besetzen. Der junge CEO Philipp Lehner propagiert offensiv: “Plastic is fantastic” . Er tritt sogar auf TikTok auf, um die Vorteile von Kunststoff und Recycling der jungen Generation zu vermitteln. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema: ALPLA investiert stark in Recyclinganlagen und versucht, einen grünen Anstrich zu geben. Die Familie ist in Vorarlberg als Mäzen aktiv – sie unterstützt lokale Sportvereine und Kultur (z.B. das Kunsthaus Bregenz erhielt Sponsorengelder von ALPLA). Außerdem ist die Familie gesellig: Traditionell richtet sie in Hard jedes Jahr ein Sommerfest für Mitarbeiter und Anwohner aus. Philipp Lehner persönlich ist sportbegeistert (er läuft Marathons) und nutzt Social Media, untypisch für Industriefamilien. Die Lehners sind zudem Anteilseigner eines regionalen Energieversorgers (Vorarlberger Kraftwerke), was ihr Portfolio abrundet. Insgesamt pflegt die Familie ein bodenständiges Auftreten in der Region, trotz globalem Milliardenkonzern.

Plastik, Kunststoffverpackungen begegnen uns täglich und weltweit. Ein Markt, den sich Familie Lehner peu à peu erfolgreich erschlossen hat.

9. Familie Flick

Hauptvertreter: Ingrid Flick (geb. 1960) – dritte Ehefrau und Witwe von Friedrich Karl Flick (1927–2006) – gilt als Haupt-Erbin des Flick-Vermögens. Zu ihrer Familie gehören ihre gemeinsamen Kinder mit Friedrich Karl: die Zwillinge Victoria-Katharina Flick und Karl-Friedrich Flick (geb. 1999). Aus Friedrich Karls erster Ehe stammen zwei weitere Kinder (Gebhard Flick und Dagmar Flick), die jedoch nur einen kleineren Teil des Erbes erhielten.

 

Relevante Familie: Friedrich Karl Flick war der Sohn des berühmt-berüchtigten deutschen Industrietycoons Friedrich Flick (1883–1972). Letzterer baute ein riesiges Firmenkonglomerat auf (u.a. Dynamit Nobel, Mittal-Stahlanteile, Daimler-Benz Beteiligung) und wurde in den Nürnberger Prozessen wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Sein Sohn Friedrich Karl Flick verkaufte in den 1980ern nahezu das gesamte Imperium für über 5 Mrd. DM und übersiedelte nach Österreich. Ingrid Flick ist Friedrich Karls dritte Frau; sie heirateten 1990. Die Zwillinge (geb. 1999) galten 2006 nach dem Tod des Vaters als jüngste Milliardäre der Welt, da ihnen ein erheblicher Teil des Vermögens zufiel. Ingrid Flick verwaltet den Nachlass treuhänderisch bis zur Übergabe an die Kinder. 

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 3,8 Mrd. Euro. Das rangiert knapp auf Platz 9. Nach anderen Angaben betrug das Erbe 2006 etwa 4 Mrd. € – Schwankungen ergeben sich aus Kapitalmarktanlagen. Forbes führt Ingrid Flick als reichste Österreicherin 2023.

 

Vermögenshintergrund: Das Flick-Vermögen entstammt einem Industrie-Imperium, das im 20. Jahrhundert enorme Profite machte – allerdings auch unter fragwürdigen Umständen. Friedrich Flick sen. profitierte massiv von Rüstungsaufträgen und NS-Zwangsarbeit in seinen Werken. Nach Kriegsende blieb die Familie reich; Friedrich Karl Flick erbte das Konglomerat und vermehrte es bis in die 1980er. 1985 verkaufte er alle deutschen Industriebeteiligungen an die Deutsche Bank. Damit löste er das Flick-Konglomerat auf und legte das Geld in kapitalmarktbasierte Anlagen an. In Österreich investierte Friedrich Karl in Immobilien (er besaß Villen am Wörthersee) und wurde Staatsbürger. Nach seinem Tod ging das Vermögen an Ingrid und die Kinder über. Heute besteht das Flick-Vermögen hauptsächlich aus Wertpapieren, Cash und Immobilien. Industrieunternehmen besitzt die Familie keine eigenen mehr. Allerdings fließen nach wie vor Erträge aus alten Beteiligungen (z.B. Fonds, Trusts). Ingrid Flick selbst ist eine versierte Vermögensverwalterin; sie ließ das Geld konservativ anlegen und bewahrte so den Milliardenstock. Ein Teil des Vermögens liegt in Schweizer Banken und Stiftungen, was Diskretion bietet.

 

Family-Office / Holdings: Zur Verwaltung dient die Flick Privatstiftung (Sitz: Wien, Kärntner Ring). In dieser Stiftung sind seit 1993 große Teile des Vermögens steueroptimiert “geparkt” . Ingrid Flick ist Vorsitzende des Stiftungsvorstands (Vorstände u.a. Marc Buchli). Darüber hinaus wurde eine Flick Family-Office GmbH in Kärnten gegründet (Velden, Wörthersee), die lokale Besitztümer managt. Mit Mitteln der Flick Privatstiftung wurde z.B. ein 2 Hektar großes Waldgrundstück am Wörthersee erworben. Dieses sorgte 2024 für Schlagzeilen, weil Ingrid Flick einen öffentlichen Weg sperren ließ, was zu juristischen Streitigkeiten mit der Gemeinde führte. Insgesamt agiert das Family-Office also äußerst diskret: Kapitalanlagen erfolgen meist über Liechtensteiner Stiftungen oder Schweizer Vehikel. Für die Nachfolge ist vorgesehen, dass die Zwillinge als Begünstigte der Privatstiftung nach und nach die Kontrolle übernehmen.

 

 

Weitere Aktivitäten: Ingrid Flick ist eine bekannte Kunstmäzenin und Philanthropin. Sie fördert vor allem medizinische und kulturelle Projekte. So spendete sie 2014 einen „sehr substantiellen Betrag“ an das Tel Aviv Museum of Art, um neue Galerien zu finanzieren. Die Flick-Familie hat auch in Kärnten eine Kinder-Krebshilfe großzügig unterstützt. Ingrid Flick selbst erhielt 2019 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich für ihre Stiftungsarbeit. In Klagenfurt betreibt sie einen Gnadenhof für Tiere. – Allerdings haftet dem Flick-Namen auch ein historischer Schatten an: Die Verstrickung des Flick-Konzerns in die NS-Zeit (kein anderer Konzern profitierte so sehr vom NS-Regime, urteilte eine Historikerstudie) wurde innerhalb der Familie lange totgeschwiegen. Weder Friedrich Flick sen. noch sein Sohn leisteten je Entschädigungen an ehemalige Zwangsarbeiter. Ingrid Flick bemüht sich heute um Aufarbeitung – eine von ihr mitfinanzierte Studie zur Familiengeschichte liegt allerdings bislang unveröffentlicht im Firmenarchiv. – Gesellschaftlich fällt Ingrid Flick in Österreich durch ihre Verbindung zu Politik und Society auf. Sie gilt als gut vernetzt, war etwa mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz auf Du und Du (was medial diskutiert wurde). Privat lebt sie zurückgezogen in Velden am Wörthersee. Ihre Hobbys sind Kunstsammlung (mit Schwerpunkt österreichische Malerei) und Reisen. Die Flick-Kinder hingegen halten sich komplett aus der Öffentlichkeit heraus.

Die Industriellenfamilie Flick blickt auf eine faszinierende, bewegte, teils dunkle Familiengeschichte zurück. Heute sind Sie ein klassisches Family-Office, wenn auch eines der größten in Europa. Der Wörthersee spielt dabei sowohl als Wohn- als auch als Investitionsort eine große Rolle.

10. Familie Swarovski

Hauptvertreter: Die Swarovski-Dynastie aus Tirol, Gründer und Eigentümer des Kristallglas-Imperiums Swarovski. Einen einzelnen Patriarchen gibt es aktuell nicht, da die Familie aus rund 200 Miteigentümern besteht. Bedeutende Vertreter sind Markus Langes-Swarovski (Urenkel des Gründers, bis 2022 Konzernchef), Nadja Swarovski (Urenkelin, bekannt für Öffentlichkeitsarbeit in London) und Robert Buchbauer (ebenfalls Urenkel, ex-CEO). Ein bekanntes Familienmitglied der jüngeren Generation ist die Moderatorin Victoria Swarovski (Urenkelin in 5. Generation), die durch Medienauftritte als „Jet-Set-Erbin“ gilt.

 

Relevante Familie: Daniel Swarovski (1862–1956) gründete 1895 die Swarovski-Schleiferei. Seine Nachkommen – die Familien Swarovski, Langes-Swarovski und Schwarzkopf – halten bis heute das Unternehmen. Lange Zeit führte Gernot Langes-Swarovski (1938–2021, Enkel Daniels) das Unternehmen als Patriarch. Nachfolger wurden Familienmitglieder in vierter Generation (Markus Langes-Swarovski, Robert Buchbauer u.a.). Die Eigentümerfamilie ist verzweigt; interne Konflikte führten 2022 zur Absetzung der Familien-CEOs und Einsetzung externer Manager. Dennoch bleiben alle Anteile familienintern. Bekannte Namen im Clan sind z.B. Marina Giori-Lhota (Enkelin und Kritikerin der Firmenpolitik) oder Alexis Swarovski (Verwaltungsrat).

 

Geschätztes Vermögen (2024): ca. 3,75 Mrd. Euro. Das ist Rang 10. Dieser Wert entspricht dem geschätzten Gesamtvermögen der weitläufigen Swarovski-Familie. Er gründet sich aus dem Firmenwert der Swarovski-Gruppe (Hauptsitz Wattens) und Nebenbeteiligungen. Swarovski erzielte 2021 einen Umsatz von ~1,83 Mrd. € – nach harten Jahren (Pandemie) erholt sich das Geschäft. Das Familienvermögen war früher höher, sank aber durch Firmenturbulenzen; 2020 musste Swarovski hunderte Mitarbeiter entlassen, trotz Staatshilfen.

 

Vermögenshintergrund: Die Familie ist reich dank des Kristallglas- und Schmuckunternehmens Swarovski, dem größten Industrieunternehmen Tirols. Daniel Swarovski erfand um 1892 eine neuartige Glasschleifmaschine und produzierte geschliffene Glaskristalle für Schmuck und Mode. Swarovski-Kristalle wurden weltberühmt (etwa als Strasssteine). Über die Jahrzehnte wuchs das Sortiment: Heute fertigt Swarovski auch Optik (Ferngläser, Zielfernrohre, Marke Swarovski Optik) und Schleifmittel (Tochter Tyrolit) . Die Marke Swarovski steht für Luxus und Glamour – vom Kristallluster bis zum Designer-Schmuck. Unter Familienführung diversifizierte man zudem in Mode und Interieur. Allerdings gab es auch dunkle Kapitel: Während der NS-Zeit profitierte Swarovski von Rüstungsaufträgen; 1944 waren ca. jeder 6.–7. Arbeiter ein Zwangsarbeiter, und erst 56 Jahre später zahlte die Firma 10 Mio. Schilling (ca. 0,7 Mio. €) in den NS-Entschädigungsfonds ein. Diese Vergangenheit wurde zwar in Auftrag gegeben, aber das Ergebnis der Studie nicht veröffentlicht. Nach 1945 florierte Swarovski weiter im Luxussegment. Heute hält die Familie 100 % der Swarovski International Holding.

 

Family-Office / Holdings: Die Swarovski-Familie nutzt mehrere Privatstiftungen zur Sicherung ihrer Anteile. So existiert die Gernot Langes-Swarovski Privatstiftung (gegr. 1996), die laut Firmenbuch den Zweck hat, das Stiftungsvermögen und die Beteiligungsunternehmen für die Begünstigten zu verwalten. Darin war Gernot Langes-Swarovskis Anteil gebündelt. Weitere Stiftungen anderer Familienzweige (z.B. Manfred Swarovski Privatstiftung ) bestehen ebenfalls. Diese agieren als Family-Offices, die Beteiligungen halten (etwa an Swarovski Auslandsholding GmbH ). Die operative Hauptfirma ist jedoch die D. Swarovski KG in Wattens, an der alle Familiengesellschafter direkt oder indirekt beteiligt sind. Nach dem Generationswechsel 2022 plant die Familie, das Unternehmen erstmals in eine Kapitalgesellschaft umzuwandeln und womöglich externe Teilhaber aufzunehmen – dies ist noch in Diskussion. Bislang bleibt die Kontrolle jedoch in Familienhand und wird über interne Gremien ausgeübt.

Über die Lorea AG wird beispielhaft in Unternehmensbeteiligungen investiert, sowie anlog im Bereich Venture-Capital über die Segnalita Ventures GmbH. 

 

Weitere Aktivitäten: Die Swarovski-Familie hat Tirol kulturell geprägt. 1995 eröffnete sie zu Ehren des 100-Jahr-Jubiläums die Swarovski Kristallwelten in Wattens – ein Erlebnispark und Museum mit Kunstinstallationen aus Kristall, der seither Millionen Besucher anzieht. Zahlreiche Familienmitglieder engagieren sich als Kunstmäzene. So förderte Nadja Swarovski internationale Modedesigner und initiierte eine Stiftung zur Unterstützung kreativer Talente. Victoria Swarovski, bekannt als Sängerin und TV-Moderatorin, repräsentiert den glitzernden Lifestyle der Marke: Bei ihrer Hochzeit 2017 trug sie ein mit Swarovski-Steinen besetztes Brautkleid im Wert von ~800.000 €. Sie ist auch Testimonial in Werbung. – Wirtschaftlich investiert die Familie in Startups (über einen Swarovski-Fonds wurden etwa Tech-Jungfirmen gefördert) und in Immobilien (z.B. Hotels in Kitzbühel). Zudem besteht die Swarovski Foundation, die sich global für Wasserzugang, Bildung und Umwelt einsetzt. Trotz aller Tradition zeigt sich die Familie modern: 2021 holte sie erstmals familienfremde Manager an die Konzernspitze, um das Unternehmen zu restrukturieren. Der Zusammenhalt der rund 80 direkten Gesellschafter bleibt aber stark – das Erbe Daniel Swarovskis soll im Familienbesitz bleiben und weiterhin für “Swarovski-Kristalle in aller Welt” sorgen.

 

Familie Swarovski fällt in die Kategorie Familiendynastie, mit ca. 200 Familienmitgliedern, wo niemand richtig den Hut aufhat, Investitionen gemeinsam, aber auch von Familienmitgliedern individuell bestritten werden. Die weltweit berühmten Glaskristalle haben die Familie sehr wohlhabend gemacht.

Quellen: Die obigen Informationen sind anhand öffentlich zugänglicher und geprüfter Quellen zusammengestellt, u.a. dem trend-Reichenranking 2024 , Register-Datenbanken (Beteiligungsstrukturen) , Presseartikeln (Kontrast, Puls 24, Der Standard, Forbes) sowie offiziellen Firmen- und Stiftungsregistern. Alle Angaben sind belegbar und berücksichtigen den Stand 2024/2025.